Dorfrundgang in Hergershausen
Die
Landschaft
Früher
floss die Gersprenz in weit ausladenden
Schleifen. Beiderseits der Ufer
dehnten sich Wiesen aus, die häufig
überflutet wurden. Ab 1940
kam es durch die Flussbegradigung,
Entwässerung, Grundwasserentnahme
und teilweise Umwandlung von Wiesen
in Äcker zu starken Veränderungen
des Lebensraumes. In der „Kleinen
Qualle von Hergershausen“
blieben jedoch wertvolle naturnahe
Bereiche erhalten. Ausgehend von
dieser „Keimzelle“
konnten ab 1980 wieder Flächen
zu artenreichen Feuchtwiesen,
Viehweiden, Wasserblänken
und Röhrichten entwickelt
werden. Als herausragende Maßnahme
in der Naturschutzarbeit wurde
ab 2002 die Gersprenz zwischen
Münster und Hergershausen
abschnittsweise aus ihrem geraden
Bett befreit. Sie darf nun wieder
in Schleifen durch die
Aue fließen. In den Randbereichen
des seit 1984 ausgewiesenen Naturschutzgebietes
„Hergershäuser Wiesen“
gibt es Sandbereiche, aber auch
artenreiche Wälder und Gehölze.
Wertvoller
Lebensraum

Trotz aller Veränderungen
hat sich auch eine artenreiche
Vogelwelt erhalten. Durchziehende
Kraniche machen ebenso Rast
auf den „Hergershäuser
Wiesen“ wie Gänse
oder Kiebitzschwärme mit
bis zu 1000 Tieren. Auch sehr
seltene Gastvögel sind
zu beobachten, z. B. Seidenreiher
aus Südeuropa, Brachvögel
oder Odinshühnchen aus
dem Norden. Aus den nahen Wäldern
kommen Schwarz- und Rotmilan,
sowie Baumfalken zur Nahrungssuche.
Zahlreiche Raritäten der
Avifauna wie Bekassine, Zwergtaucher,
Grauammer und Schwarzkehlchen
nutzen die „Hergershäuser
Wiesen“ als Brutgebiet.
Nach fast 30-jähriger Abwesenheit
brüten seit dem Jahr 2000
auch wieder Weißstörche
hier. Im Sommer 2005 konnte
ein Storchenpaar gleich drei
Jungvögel aufziehen. Früher
oder später wird auch die
Nisthilfe auf der alten Schule
in Hergershausen als Kinderstube
angenommen werden. Nicht nur
die Vogelwelt ist imposant,
im Frühjahr ertönt
ein vielstimmiges Konzert der
Laubfrösche und Kreuzkröten.
Im Sommer tummeln sich seltene
Falter über den blütenreichen
Wiesen, z. B. Schwalbenschwänze
und Ameisenbläulinge. Versteckt
in den Wiesen wachsen Schlangenknöterich,
Schlüsselblume und Lauchgamander.
Die Vielfalt der Landschaft
um Hergershausen bietet ca.
160 zum Teil hoch spezialisierten
Pflanzenarten, rund 30 Libellenarten
und 40 Schmetterlingsarten einen
Lebensraum.
Dorfrundwege
Hergershausen
ist von einem dichten Netz von
Rad und Wirtschaftswegen umgeben,
welche zum Radfahren, Wandern
und spazieren gehen einladen.
Das Radwegenetz wurde in den
letzten Jahren systematisch
erweitert und ist hervorragend
beschildert. Nachfolgend werden
zwei Routen beschrieben, auf
denen die den Ort umschließende
Landschaft mit ihren Wiesen,
Wäldern und Feldfluren
zu Fuß oder per Fahrrad
erkundet werden kann.

Der
Rundweg Hergershäuser Wiesen
Wer
Spaß an der Erkundung
der vielfältigen Landschaft
um Hergershausen gefunden hat,
findet auf der
Homepage des Landkreises Darmstadt-Dieburg
www.ladadi.de/Natur-_und_Umweltschutz.116.0.html
weitere Anregungen für
Rad- und Wandertouren im
nahen Umland.
Der nördliche Dorfrundweg
Im
Zuge der seit 1999 laufenden
Dorferneuerung wurde das um
den Ort vorhandene Wegesystem
so ergänzt, dass ein vollständiger
Dorfrundweg entstanden ist.
Der nördliche Wegabschnitt
bietet besonders reizvolle Ansichten
sowohl des Dorfes als auch der
umgebenden Landschaft. Diese
Teilstrecke des Dorfrundweges
wird hier als nördlicher
Dorfrundweg beschrieben (durchgezogene
blaue Linie in der Kartendarstellung).
Diese Teilstrecke beginnt und
endet am „Dalles“,
dem Mittelpunkt des alten Ortskernes
(1).

Der „Dalles“ wurde
im Jahr 2004 im Rahmen der Dorferneuerung
neu gestaltet. In der Pflasterung
sind mit größeren
Steinen die Ecken des 1923 abgebrochenen
alten Rathauses markiert. Geblieben
ist der Name Rathausstraße.
Dieser folgen wir, bis wir den
Ortsrand erreichen. Hier wenden
wir uns nach rechts und folgen
dem Wirtschaftsweg entlang der
schon seit Generationen von
Hergershäuser Bürgern
genutzten Gärten. Unser
Weg führt vorbei an den
Gewächshäusern der
Gärtnerei Fischer, durch
Felder und Wiesen bis zur ersten
von mehreren entlang dem Dorfrundweg
aufgestellten Sitzbänken.
Bei dieser Bank halten wir uns
halblinks, um nach wenigen hundert
Metern die Gersprenz zu erreichen
(2).

An dieser Stelle soll sich schon
in alten Zeiten eine Brücke
befunden haben, über die
Brennholz aus dem Wald in den
Ort gebracht wurde. Obwohl die
letzte Holzkonstruktion bereits
1925 durch einen Betonbau ersetzt
wurde ist diese Brücke
in Hergershausen noch immer
unter dem Namen „Holzbrücke“
bekannt. Mit etwas Glück
können hier Eisvögel
bei der Fischjagd beobachtet
werden. Nach Überquerung
der Brücke folgen wir nicht
dem schönen alten Pflasterweg,
sondern wir biegen links ab.
Der Dorfrundweg führt uns
an der Gersprenz entlang zunächst
durch Wiesengelände und
schließlich in den bis
ans Flussufer reichenden Saum
des „Reusch“-Waldes.
Die Eichenwälder im „Reusch“
zeichnen sich durch eine hohe
Greifvogel- und Spechtdichte
aus. Im Herbst lohnt hier das
Pilze suchen. Gegenüber
der Mündung der Semme in
die Gersprenz (3)
wurde am Wegesrand eine weitere
Sitzbank aufgestellt. Der Dorfrundweg
folgt weiter dem Gersprenzufer
flussaufwärts. Dort, wo
der Weg den Waldverlässt,
bietet sich der wohl schönste
Blick auf den alten Ortskern
von Hergershausen (4). Von hier
aus sind insbesondere der in
Teilen erhaltene und durch angepasste
Neubauten ergänzte nordwestliche
Scheunengürtel zu erkennen
sowie die Dorfkirche mit der
restaurierten Kirchenmauer.
Hinter dem Dorf erheben sich
die nördlichen Ausläufer
des Odenwaldes mit den beiden
Windrädern auf dem Binselberg.
Der Dorfrundweg folgt nun dem
Rand des Waldes bis zur Kreisstraße,
die Hergershausen mit Eppertshausen
verbindet. Wir kreuzen die Straße
und halten uns dann links, um
auf der Holzbrücke erneut
die Gersprenz zu überqueren.
Hier befinden wir uns vor der
„Langfeldsmühle“.
Die Turbine dieser dem Ort vorgelagerten
Mühle speist regenerative
Energie in das Stromnetz ein.
Nachdem auch der Mühlbach
überquert ist, biegen wir
vor dem Reiterhof „Wiesenhof“
rechts ab.

Vorbei an Stallgebäuden
und Weiden führt uns der
Weg durch offenes Gelände
zur Infotafel „Hergershäuser
Wiesen“ (5). Dieses seit
1984 systematisch zu seiner
heutigen Ausdehnung erweiterte
Schutzgebiet ist Teil des Natura
2000 Netzwerkes der Europäischen
Union. Nach dem Studium der
Infotafel und einem Blick über
die weitläufige Auenlandschaft
halten wir uns links. Nach kurzer
Wegstrecke überqueren wir
vor den Gebäuden der Gärtnerei
Winkler den Herrengraben. Die
Gebäude der Gärtnerei
zu unserer Linken halten wir
uns weiter gerade aus. Wir haben
nun die
„Hochzeitsbaum-Allee“
erreicht (6)

. An diesem Wegabschnitt können
Paare aus Hergershausen ihren
Bund fürs Leben durch die
Pflanzung eines eigenen Baumes
bekräftigen. Die Hochzeitsbaum-Allee
mündet in den alten Verbindungsweg
Hergershausen–Münster.
Zeitgleich mit der Pflanzung
der ersten Hochzeitsbäume
im Jahr 2003 wurde an dieser
Wegkreuzung eine Schutz- und
Beobachtungshütte errichtet
(7). Von hier eröffnet
sich über einen neu angelegten
Tümpel hinweg ein weiter
Blick auf das Naturschutzgebiet.
Im Hintergrund ist der Kirchturm
von Münster zu erkennen.
Von der Schutzhütte aus
wenden wir uns Hergershausen
zu und überqueren vor dem
Reiterhof „Erlenwiesenhof“
die Semme. Direkt nach der Brücke
biegt der südliche Teil
des Dorfrundweges rechts ab
(in der Karte gestrichelt blau
dargestellt). Wir halten jedoch
weiter geradeaus auf den Ort
zu. Das erste Wohngebäude
direkt zu unserer Rechten ist
das ehemalige Forsthaus. Noch
vor wenigen Jahrzehnten stand
es hier als einzelnes dem Ort
vorgelagertes Haus. Wo unser
weiterer Weg auf die den alten
Ortskern umgehende Kreisstraße
trifft, hat die Arbeitsgruppe
Grüngestaltung unter einer
Kastanie eine zuvor von Mitgliedern
der Arbeitsgruppe restaurierte
Rundbank aufgestellt (8).

Diese Bank soll insbesondere
die Nutzer des neu angelegten
Radweges zu einer Pause in Hergershausen
einladen. Die Pfortestrasse
überqueren wir an der einzigen
Fußgängerampel Hergershausens.
Durch Rodgaustraße
und Breite Straße gelangen
wir, vorbei an zahlreichen schönen
Fachwerkhäusern, zurück
zum „Dalles“.
Der
Rundweg Hergershäuser Wiesen

Der Rundweg „Hergershäuser
Wiesen“ (durchgezogene
rote Linie in der Kartendarstellung)
ergänzt den zuvor beschriebenen
Dorfrundweg nach Westen hin.
Von Hergershausen kommend beginnt
man diese Tour am Besten an
der Infotafel (a) westlich des
Reiterhofes „Wiesenhof“.
Von dort gehen wir geradeaus
weiter an einem eingedeichten
Überflutungsbereich entlang.
In längeren Regenperioden
wird das Wiesengelände
innerhalb des Deiches überflutet.
Die Wasserfläche wird dann
von einer Vielzahl von Wasservögeln
bevölkert und innerhalb
kurzer Zeit stellen sich auch
zahlreiche Amphibien hier ein.
Am Ende des eingedeichten Bereiches
biegt der Weg rechts ab. Hier
machen wir einen Abstecher zu
einem speziell zu diesem Zweck
aufgeschütteten Beobachtungshügel
(b).

Dieser erhöhte Standort
ermöglicht sowohl einen
guten Überblick über
die wieder entstandene Flussschleife,
als auch über die südlich
sich anschließende Auenlandschaft.
Es lohnt fast immer, ein Fernglas
dabei zu haben. Unser Weg führt
weiter an der Gersprenz entlang,
vorbei an weiteren renaturierten
Flussabschnitten (in der Karte
leider noch nicht dargestellt).
Vor uns sehen wir schon das
von der Zoologischen Gesellschaft
Frankfurt finanzierte Windrad
(c).

Hier wird Wasser der Gersprenz
in das höhergelegene Graben-
und Senkensystem gepumpt, welches
die Wiesenflächen zwischen
Gersprenz und Herrengraben durchzieht.
Beim Windrad befindet sich,
verborgen hinter mannshohen
Knüppelholz-Palisaden,
ein weiterer erhöhter Beobachtungspunkt.
Der NABU hat an dieser Stelle
ein „Insektenhotel“
errichtet.
Weiter
geht es entlang der Gersprenz.
Vor der Kläranlage Münster
biegen wir links ab. Auf dem
Gelände der Kläranlage
befindet sich ein Gittermast
mit Nisthilfe (d). Dieses Nest
wird seit dem Jahr 2000 regelmäßig
von einem Storchenpaar angenommen.
Wir überqueren erst den
Herrengraben und erreichen dann
den alten Verbindungsweg Hergershausen
– Münster. Dieser
Weg ermöglicht eine Abkürzung
der Tour (in der Karte rot gestrichelt
dargestellt), indem diese in
einen nördlichen und einen
südlichen Abschnitt unterteilt
wird. Wir halten uns jedoch
weiter geradeaus und dort, wo
unser Weg einen weiteren Graben
quert, haben wir „Die
kleine Qualle von Hergershausen“
erreicht (e).

Dieses Feuchtgebiet wurde bereits
1984 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Ausgehend von dieser „Keimzelle“
wurden seit 1980 zahlreiche
Flächen wieder zu artenreichen
Feuchtwiesen, Viehweiden, Wasserblänken
und Röhrichten entwickelt.
Unser Weg steigt nun leicht
an und wir durchqueren einen
Gehölzstreifen. Danach
halten wir uns links und nach
ca. 100 m wieder rechts. Der
weitere Weg führt auf den
Bahnhof Altheim zu. Auf halber
Stecke zur Straße Altheim–Münster
haben wir eine der Sandrasenflächen
des Naturschutzgebietes Hergershäuser
Wiesen erreicht (f).

Der geologische Untergrund besteht
hier aus Flugsand, der am Ende
der letzten Eiszeit, vor ca.
13 000 Jahren, aus den Schotterfeldern
des Rheins, des Altneckars und
des Mains ausgeblasen und örtlich
zu Binnendünen aufgeweht
wurde. Bei der Straße
angekommen gehen wir ein kurzes
Stück an dieser entlang,
bis wir links in die Zufahrt
zu den Bauernhöfen einbiegen
können. Wir folgen dem
Wegverlauf bzw. der Beschilderung
„Hergershausen“.
Wenn wir den zweiten Hof rechts
hinter uns gelassen haben, befinden
wir uns bereits auf einer weiteren
Sandrasenfläche. Der Sandrasen
erstreckt sich bis zu dem Wäldchen,
an dem unser Weg nun entlang
führt (g).

An den Bäumen am Waldrand
wurden vom NABU zahlreiche Nistkästen
für Vögel und Quartiere
für Fledermäuse aufgehängt.
Am westlichen Ende des Wäldchens
wurde hinter Knüppelholz-Palisaden
ein weiterer, erhöhter
Beobachtungsposten geschaffen.
Eine Infotafel informiert über
den „Lebensraum Sandrasen“.
Wir folgen dem Wegverlauf am
Wäldchen entlang. Beim
Sendemast überqueren wir
den Schotterweg und folgen einem
Spurenweg, der in einem langgestreckten
Bogen auf eine große Feldscheune
zu führt. Bei der Scheune
haben wir wieder den alten Verbindungsweg
Hergershausen–Münster
erreicht. Von der 2003 an dieser
Wegkreuzung errichteten Schutzhütte
(h)

aus bietet sich uns nochmals
ein weiter Blick auf das westlich
anschließende Naturschutzgebiet,
bevor wir entweder direkt nach
Hergershausen zurück gehen
oder entlang der „Hochzeitsbaum-Allee“
zurück
zum Ausgangspunkt.