Historie von Hergershausen
Geschichte
Hergershausen
wird erstmalig in einer Verkaufsurkunde
von 1340 erwähnt. Der Ortsname
geht auf einen fränkischen
Bauer oder Krieger Herigar zurück,
der sich im 9. Jahrhundert hier
ansiedelte. Im Jahr 1525 gab
es in Hergershausen bereits
35 Häuser, was auf eine
Einwohnerzahl von ca. 200 Personen
hindeutet. Eine Zäsur der
Entwicklung brachte der 30-jährige
Krieg.
Eine Liste aus dem Jahr 1635
weist nur 18 männliche
Hergershäuser auf. In den
folgenden 150 Jahren erhöhte
sich die Bevölkerungszahl
vor allem durch Zuwanderung.
Im Jahr 1785 gab es 377 christliche
Einwohner in 109 Haushalten.
Die Zahl der jüdischen
Familien wird erstmals verlässlich
1819 mit 11 Familien angegeben
und ist damit im Vergleich zu
anderen Dörfern der Umgebung
überproportional hoch.
Das 19. Jahrhundert war geprägt
durch eine starke Auswanderungsbewegung.
Zwischen 1830 und 1880 brachen
mehr als 120 christliche und
jüdische Hergershäuser
vorwiegend in die „Neue
Welt“ auf. Trotz eines
Geburtenüberschusses ging
die Bevölkerungszahl daher
zwischen 1828 und 1905 von 645
auf 616 Einwohner zurück.
Ab Anfang des 20. Jahrhunderts
stieg die Einwohnerzahl wieder
langsam an, was sich unter anderem
durch die 1899 realisierte Haltestelle
an der damaligen „Main-Rhein-Eisenbahn“
zwischen Aschaffenburg und Mainz
erklären lässt.
Das
gesellschaftliche Leben wurde
durch die damalige Pflichtfeuerwehr
und weitere Vereine geprägt,
wie dem Kriegerverein, dem Bauernverein,
dem „Liederkranz 1891“
und dem „TV 1896 Hergershausen“.
Der „Sportverein Kickers“
kam 1913 hinzu. Zu dieser Zeit
konnten die Hergershäuser
zwischen sechs Gasthäusern
auswählen. Drei davon befanden
sich im Umfeld des „Dalles“,
die drei anderen in der Umgebung
des neuen Bahnhofes. Nach dem
2. Weltkrieg stieg die Bevölkerungszahl
stark an, da Hergershausen u.
a. ca. 250 Vertriebenen eine
neue Heimat bot. Einige der
noch in großer Anzahl
vorhandenen, stattlichen Fachwerkbauten
Hergershausens stammen aus dem
17. und 18. Jahrhundert. Sie
stehen neben dem Ensemble des
alten Ortskerns als Einzelobjekte
unter Denkmalschutz. Die evangelische
Kirche von Hergershausen wurde
1711 an Stelle einer wegen Baufälligkeit
abgebrochenen Holzkirche erbaut
und 1764/65 mit ihren barocken
Ausmalungen versehen. Diese
sind für die Region einmalig
und stellen einen hohen kulturellen
Wert dar. Altar und Fensterbilder
sind Stiftungen Hergershäuser
Bürger.
Ein
1810 auf dem „Dalles“
errichtetes Rathaus wurde 1839/40
umgebaut und mit einem Türmchen
versehen. In diesem Gebäude
waren neben dem Gemeindebüro
eine Arrestzelle und die Spritzenhalle
untergebracht. Das Wort „Dalles“
bedeutet auf jiddisch „Armut“
und auch „vorübergehend
mittellos“. Da man zur
Zahlung von Steuern und Abgaben
ins Rathaus
gehen musste, verließ
man es nicht selten mit eben
diesem Gefühl. Die Bezeichnung
wurde in den allgemeinen Sprachgebrauch
übernommen. Heute erinnern
Intarsien auf dem „Dalles“
an das 1923 abgebrochene Gebäude.
Die
Synagoge, wohl einziger Fachwerkbau
einer Synagoge in der Region,
stand nur wenige Meter vom Rathaus
entfernt an der Tränkgasse.
Das 1869 errichtete Gebäude
wurde im Jahr 1938 zerstört.
Zur Erinnerung an die Synagoge
hat der Arbeitskreis Dorferneuerung
Hergershausen eine Gedenktafel
in Auftrag gegeben. Diese wurde
aus Spenden von Hergershäuser
Bürgern finanziert. Die
Tafel soll Anfang 2006 am Haus
Tränkgasse Nr. 2, dem ehemaligen
Standort der Synagoge, feierlich
enthüllt werden.
Das
alte Schulhaus in der heutigen
Rodgaustrasse wurde in den Jahren
1819/20 von der Gemeinde erbaut,
wobei die Kirchengemeinde erhebliche
Mittel zum Bau beisteuerte.
Dorthin zog auch die Gemeindeverwaltung,
nachdem das Schulhaus 1908 zu
einem Schul- und Rathauskomplex
erweitert worden war.
Das Spritzenhaus wurde 1913/14
vom „Dalles“ in
die Pfortestraße, Ecke
Rodgaustraße, verlegt.
1981 erfolgte der Umzug an den
heutigen Standort an der Bahnhofstraße.
Das Spritzenhaus in der Pfortestraße
wurde teilweise abgebrochen.
Ab
dem 19. Jahrhundert dehnte sich
Hergershausen über die
alten Grenzen mit der Bebauung
der Pfortestraße, der
Mainstraße und der Bahnhofstraße
aus. Alle weiteren Straßen
wurden im wesentlichen erst
nach dem Zweiten Weltkrieg bebaut.